Lehramtsausbildung
Die Lehramtsausbildung an der RWTH Aachen
Unsere heutige Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen eröffnete am 1.10.1870 als Königliche Rheinisch-Westfälische Polytechnische Schule zu Aachen den Lehrbetrieb mit 32 Lehrern und 223 Hörern. 10 Jahre später wurde sie in eine Technische Hochschule umgewandelt und erhielt eine Rektoratsverfassung. 1880 wurde ihr das Habilitations- und 1899 das Promotionsrecht (zum Dr.-Ing.) verliehen.
Die Lehrerausbildung wurde schrittweise ab 1921 aufgenommen. Zunächst wurden nur Lehrer in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie für das höhere Lehramt, für Oberrealschulen und für Realgymnasien ausgebildet. (Nur beiläufig sei angemerkt, dass bereits 1921 ein Plan existierte, die Gewerbelehrerausbildung in seminaristischer Form an der RWTH Aachen einzuführen. Die Entwicklung nahm jedoch einen anderen Verlauf: Bis 1960 wurde die Gewerbelehrerausbildung an eigenständigen Berufspädagogischen Instituten durchgeführt.) Die pädagogische Ausbildung übernahmen zunächst nebenamtliche Dozenten für Pädagogik und Professoren für Philosophie, die auch Psychologie und Pädagogik mit vertreten mussten, in Form des bis weit nach dem 2. Weltkrieg üblichen Philosophicums. Die Lehrerausbildung war erst gegen Ende der Weimarer Republik fest an der RWTH Aachen etabliert, nachdem Technische Hochschulen und Universitäten rechtlich gleichgestellt waren und nachdem ein Prüfungsamt eingerichtet worden war.
Mit der Akademisierung der Gewerbelehrerausbildung ab 1960 in Nordrhein-Westfalen und mit der Einrichtung des ersten pädagogischen Lehrstuhls zum 1. Mai 1961 nahm die Lehramtsausbildung an der RWTH Aachen einen breiten Aufschwung, der seinen Gipfel im WS 1975/76 mit nicht weniger als 6033 Lehramtsstudierenden brachte. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch zwei Umstände: Die Akademisierung der Gewerbelehrerausbildung brachte die Einrichtung von weiteren Lehrstühlen mit sich, die als unverzichtbar für die Lehramtsausbildung gelten, nämlich Pädagogik, Psychologie, Philosophie, Soziologie und Politische Wissenschaft. Die engen Bezüge dieser Disziplinen zur Technik und zu den Naturwissenschaften legitimierte deren Einrichtung und Ausbau zusätzlich. Zum anderen wurde 1965 die Philosophische Fakultät als Ausgliederung der Fachabteilung für Wirtschafts- und Kulturwissenschaften aus der Fakultät 1 (Allgemeine Wissenschaften) gegründet. Zusätzlich wurden die Fächer Germanistik, Romanistik, Anglistik, Geschichte, Geographie und Theologie eingerichtet und ausgebaut, so dass von nun an für die Lehrämter an Gymnasien und Realschulen neben den naturwissenschaftlichen auch geisteswissenschaftliche Fächer an der RWTH Aachen studiert werden konnten. Die Regionalisierung der Lehramtsausbildung und die Einrichtung eigener akademischer Abschlüsse (Magister, Diplom) führten zu einer Entlastung der Universitäten Köln und Bonn mit der Folge einer unerwarteten Zunahme der Zahl der Studierenden in Aachen.
1975 wurde die schulformgebundene Lehramtsausbildung (Lehramt an Gymnasien; an Realschulen; an berufsbildenden Schulen) in Nordrhein-Westfalen in eine schulstufenspezifische Ausbildung (Primarstufe, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II) umgewandelt. Im Zusammenhang mit Maßnahmen zur „Konzentration und Neuordnung der Studiengänge“ konnte seit 1982 an der RWTH Aachen nur noch die Sekundarstufe II mit oder ohne beruflicher Fachrichtung studiert werden; die Sekundarstufe I konnte nur noch in Verbindung mit der Sekundarstufe II gewählt werden.
Zum WS 2003/2004 trat eine neue Lehramtsprüfungsordnung (LPO) in Kraft, durch die wieder schulformbezogene Lehrämter eingeführt wurden. An der RWTH Aachen waren damit das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen sowie das Lehramt an Berufskollegs studierbar.
Seit dem Wintersemester 2011/2012 erfolgt die Umstellung auf die Bachelor-/Master-Struktur. Im Wintersemester 2014/2015 werden erste Einschreibungen in den Master of Education vorgenommen.